Basel II – die wichtigsten Informationen für Selbstständige

Basel II: Diese Begriffskombination steht für neue Regelungen der Eigenkapitalquote bei europäischen Banken. Da diese bankinternen Geschäftskunden relevant. Insbesondere selbstständige Kreditnehmer sind betroffen, weil es in Zukunft stärker noch als bisher um die Bonität und die Zahlungsfähigkeit geht, wenn neue Kredite aufgenommen oder alte Kredite verlängert werden sollen.

Basel II und die Relevanz für selbstständige Kreditnehmer

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Die Bedingungen bei der Kreditvergabe haben sich teilweise verschärft

Basel II verschärft die Regelung zur Eigenkapitalquote von europäischen Banken. Basel II soll dafür sorgen, dass die Kreditinstitute ihre Zinssätze besser an die Risikobilanz der Kreditnehmer anpassen. Bei der Kalkulation der Risiken von Selbständigen sollen deren zukünftige Zahlungs- und Wettbewerbsfähigkeit verstärkt berücksichtigt werden.

Die Banken sollen verpflichtet werden, diese genauer zu berechnen, wodurch sich Schwierigkeiten bei Finanzierungsprojekten ergeben können. Selbständige, die bisher nur sehr grob ihre Zahlungsströme darstellen konnten, können durch eine verbesserte Detaildarstellung an Bonität gewinnen.

Bonität bei der Kreditvergabe – Basel II bei Selbstständigen

Bonität ist nach wie vor der zentrale Begriff, wenn es um die Kreditvergabe geht. Für die Bonität muss die Bank Faktoren bestimmen können, die mit der Zukunft und der Marktfähigkeit des Selbständigen zusammenhängen. Es gibt eine Reihe von Punkten, die ganz genau geprüft werden müssen, bevor eine Bank bereit ist, Geld für ein Projekt zur Verfügung zu stellen:

  • Management: Welche Qualifikation hat das Führungspersonal oder der Selbständige und wie gut kann er diese Qualifikation im Kommunikationsprozess wirksam machen?
  • Kunden- und Lieferantenstrukturen: Welche Kunden bzw. Lieferanten prägen das Handlungsumfeld des Selbständigen; wie gut ist deren Bonität?
  • Vertriebsart: Wie schnell und wie sicher können die Angebote des Selbständigen wirksam werden und wie sicher können die Zahlungsanforderungen umgesetzt werden?
  • Branchenrisiken: Gibt es im Handlungsumfeld des Selbständigen besondere Risiken? Welche Absicherungsstrategien werden wirksam gemacht, um diese Risiken zu begrenzen?
  • Kunden-Bank-Beziehung: Ist diese stets von Vertrauen getragen oder gibt es Informationsdefizite?
  • Informationsverhalten des Selbständigen: Ist die Offenheit umfassend oder muss die Bank häufig nachsetzen, um relevante Informationen zu bekommen?

Wie man sieht, ist der Kriterienkatalog durch Basel II umfassender geworden. Insgesamt kritisch angemerkt wird allerdings, dass die Kriterien oft nur sehr ungenau in rechnerische Werte transformiert werden können.

Links zum Thema:

https://www.oenb.at/FAQ/Finanzmarktstabilitaet/Basel-II.html

https://wko.at/fp/beitraege/kuehnelt/Basel%20II_Fragen.pdf

Auswirkungen auf das Bonus-Malus-System bei Versicherungen

Um ein Verständnis von Basel II zu bekommen, kann man eine Analogie mit dem Versicherungssystem herstellen. Dort arbeitet man häufig mit Bonus-Malus-Systemen, um die Risiken eines Versicherungsfalls zu bestimmen. Ähnlich müssen auch zukünftig Banken vorgehen, wenn sie die Bonität ihrer Kunden berechnen wollen. Entsprechend dem oben skizzierten Kriterienkatalog sind dann Bonus- bzw. Malus-Bewertungen vorstellbar, die durch einfache Aggregation zu einem neuen Bild zusammengestellt werden. Von diesem Bild wird es abhängen, ob man als österreichischer Selbständiger noch als kreditwürdig eingestuft werden kann.