Teure Anwälte, unverständliche Paragraphen und strenge Richter können einen Rechtsstreit in einen Alptraum verwandeln, selbst wenn man im Recht ist. Eine passende Rechtsschutzversicherung soll diesen Schrecken nehmen. Grundsätzlich versprechen die Policen alle Kosten des Rechtsstreites zu übernehmen. So wird diese Versicherung generell verstanden. Im Detail und in der Praxis sieht es jedoch ganz anders aus. Rechtsschutzversicherungen decken selten alle Risiken ab und sind mit einer derart breiten Aufstellung unwirtschaftlich teuer. Wegen all der potentiellen Einschränkungen dürfen Rechtsschutzversicherungen nur nach der genauen Prüfung aller Klauseln abgeschlossen werden. Die richtigen Verträge können jedoch in den richtigen Situation nämlich wirklich Gold wert sein. Nutzen Sie aber alle Möglichkeiten um nicht nur im Ernstfall, sondern auch bei den Prämien zu sparen.

Welche verschiedenen Bausteine beinhalten Rechtsschutzversicherungen?
Jeder Versicherungsnehmer muss sich vor Augen führen, dass es viele unterschiedliche Arten von Rechtsstreitigkeiten geben kann. Manchmal geht es um Angelegenheiten des Familienrechts und in anderen Fällen wieder eher um das Arbeitsrecht oder ein Patient klagt gegen ein Krankenhaus. Wegen dieser Vielfalt der Judikatur bzw. Rechtsprechung ist es sehr schwierig eine Rechtsschutzversicherung zu wählen, die jeden potentiellen Fall vor Gericht abdeckt. Die österreichische Arbeiterkammer hat jedoch auch fest gestellt, dass viele sogenannte Bausteine der modernen Rechtsschutzversicherungen eine Art Doppelschutz bieten und deshalb nur teuer, aber nicht sinnvoll sind. Aus diesem Grund muss mit großem Bedacht eine Auswahl erfolgen. Die wichtigsten Standard Bausteine sind:
- Schadenersatzrecht
- Arbeitsrecht
- Mietrecht
- Vertragsrecht
- Strafrecht
- Familien- und Erbrecht
- Verkehrsrecht
Eventuelle Zusätze, die Versicherungsvertreter gerne anbieten, wäre beispielsweise das Patientenrecht. Jetzt stellt sich die Frage ob das Patientenrecht nicht ohnehin durch das Schadenersatzrecht abgegolten wird, da ein Patient nur klagt, wenn er einen Schaden durch ein Krankenhaus oder einen Arzt erlitten hat. Es ist also fast schon juristisches Verständnis notwendig, um die richtigen Rechtsschutz zusammen zu stellen, obwohl diese Versicherungen gerade vor dem Bedarf an diesen Kenntnissen schützen soll. Trotzdem rentiert sich eine entsprechende Versicherung, wenn bedacht wird, welche Leistungen sie erbringen kann. Zur genauen Auswahl der Deckung geben wir noch Hinweise.
Welche Kosten übernimmt die Rechtsschutzversicherung?
Während einem Gerichtsverfahren können jede Menge Kostenpunkte anfallen. Erstens verlangt das Gericht selbst Gebühren für die Verhandlung. Die Rechtsanwälte arbeiten alles andere als gratis. Sachverständige müssen in vielen Fällen zu Rate gezogen werden und verlangen Geld für ihre Gutachten. Dolmetscher können bei Aussagen der Zeugen notwendig sein. Darüber hinaus zahlt der Rechtsschutz auch die Honorare für die Beratung, ob sich ein Verfahren überhaupt auszahlt oder für eine entsprechende Mediation um das Gerichtsverfahren zu vermeiden. Die Zahlungen an den Verfahrensgegner bei einem Verlust werden im schlimmsten Fall auch von Rechtsschutzversicherung übernommen. Dank all dieser Leistungen kann auftretenden Ernstfall die passende Versicherung den finanziellen Ruin verhindern – sowohl privat als auch beruflich.

Was kostet eine Rechtsschutzversicherung?
Nachdem wir nun wissen, was ein Rechtsschutz alles bezahlt, stellt sich die Frage, welche Prämien diesen Leistungen gegenüber stehen. Die Tarife, abhängig von den Bausteinen, liegen zwischen 250 und 400 Euro pro Jahr. Gemessen an den Ausgaben bei einem Ernstfalls erscheinen diese Unkosten eher gering, aber zu viel sollte keinesfalls bezahlt werden.
Wie sollten die Bausteine für die Rechtsschutzversicherung zusammen gestellt werden?
Wenn es dann um den genauen Schutz geht, muss sich der Versicherungsnehmer nur einige wichtige Fragen stellen:
- Kann es in der eigenen Familie Rechtsstreitigkeiten, vielleicht bezüglich einer Erbschaft geben oder sind in dieser Hinsicht schon alle Fragen geklärt?
- Kann es Streitigkeiten mit dem Vermieter geben oder wird schon längst im Eigentum gewohnt?
- Kann es Auseinandersetzungen mit dem Arbeitgeber geben oder wird ohnehin selbstständig gearbeitet?
- Kann es Konflikte wegen dem eigenen Grundstück geben oder befindet sich solch ein Vermögen gar nicht im eigenen Eigentum?
- Kann es Unfälle und daraus resultierende Gerichtsverfahren wegen dem eigenen KFZ geben oder wird gar kein Auto gefahren?
- … und potentielle Probleme mit Verträgen, Schadenersatzansprüchen, mit Behörden und in strafrechtlicher Hinsicht kann es immer geben!
Gerade die letzten Fälle sollten eigentlich immer abgedeckt sein. Durch den Wegfall anderer Bausteine kann die jährliche Prämie verringert werden. Wie bei jeder Versicherung handelt es sich um einen Drahtseilakt zwischen Überversicherung und Unterversicherung.

Welche Zusätze müssen bei der Rechtsschutzversicherung beachtet werden?
In rechtlicher Hinsicht kann es immer einen Haken geben. Das verhält sich bei den zugehörigen Versicherungen leider nicht anders. So existieren eine ganze Reihe von Ausschlüssen, bei denen die Rechtsschutzversicherung nicht einspringt. Diese Fällen sind teilweise extrem selten:
- Ansprüche die aus kriegerischen Auseinandersetzungen oder Zwischenfällen mit Kernenergie entstehen
- Fälle von Urheberrecht, Kartellrecht, Steuerrecht oder Insolvenzen
- Auseinandersetzungen mit anderen Versicherungen
- Handlungen die vorsätzlich begangen wurden
Neben diesen Ausgaben, die je nach Vertrag ausgeklammert wurden, müssen noch einige weitere Zusätze Beachtung finden. So besteht meist, wie bei Zahnzusatzversicherungen, eine Wartezeit bevor der Versicherungsschutz greift. Wenn ein Gerichtsverfahren anhängig ist, kann also nicht schnell eine entsprechende Versicherung abgeschlossen werden. Darüber hinaus besteht nicht bei jeder Police eine freie Anwaltswahl. Solche Kriterien können beim Vergleich sehr hilfreich sein, da sie dem Überblick mehr Kontrast verleihen.
Darüber hinaus muss auch klar definiert werden wo und für wen die Rechtsschutzversicherung gilt. Wenn zahlreiche Auslandsaufenthalte zur Regel gehören, dann können sich auch dort Rechtsstreitigkeiten ergeben, die noch komplexer sind, da fremde Gesetze gelten. Ein Rechtsschutz für das Ausland macht in diesen Situationen besonders Sinn. In der Regel wird der Versicherungsschutz für die gesamte Familie abgeschlossen, da gerade der Nachwuchs in Probleme geraten kann. Doch wenn weniger Personen versichert sind, sinkt wiederum die jährliche Prämie. Wenn beim Abschluss all die angeführten Punkte beachtet und die korrekten Bausteine ausgewählt werden, dann sorgt die Rechtsschutzversicherung trotz all ihrer Winkelzüge für ruhigen, sorglosen Schlaf.
Quellen:
https://www.arbeiterkammer.at/beratung/konsument/Versicherungen/Rechtsschutzversicherungen.html
http://www.grawe.at/de/privatkunden/rechtsschutz.htm